Gimme some sugar, Baby!

heißhunger

 

 

Gimme some sugar, Baby

Sprachlich ist die Sache völlig klar. Mit Zucker verbinden wir etwas rein Positives. Pubertierende Mädchen schreien beim Anblick Ihres Schwarms „Oh Gott, er ist so süß“. Kreative Sprüche wie „Du bist der Zucker in meinem Tee“ dekorieren Kaffeetassen & Co, verliebte Pärchen geben sich Kosenamen wie „Honey“ und „Süße/r“.

Der Hang nach Süßem (Glukose) wurde uns praktisch in die Wiege gelegt, denn schon unsere Muttermilch mit Ihrem Anteil an Milchzucker schmeckt süß. Es ist der Urinstinkt der uns dazu treibt Süßes zu lieben. Ermöglichte doch die natürliche Abneigung gegen Bitterstoffe unseren Vorfahren zwischen giftigen und nahrhaften Lebensmitteln zu unterscheiden.

Des Weiteren ist und bleibt Zucker der schnellste Energielieferant für uns.  In Hungerzeiten, die bei unseren Vorfahren sicher häufig vorkamen, war es also möglicherweise eine Überlebensstrategie Lebensmittel aufzufinden, die möglichst schnell Energie lieferten.

Im Zeitalter des Überflusses ist dieses Problem nicht mehr existent und da unser Körper sehr wohl in der Lage ist, mit ein bisschen Arbeit, aus Aminosäuren (Eiweißen) Glukose herzustellen (Gluconeogenese), ist die Aufnahme von Glukose in Form von  Kohlenhydraten für uns nicht essentiell. Wir benötigen sie einfach nicht.

Da unser Gehirn jedoch nicht weiß, dass Süße auch ohne Input von Glukose herstellbar ist, sendet es uns positive Impulse in Bezug auf kohlenhydratreiche Lebensmittel. So ist es auch nicht verwunderlich, dass wir Menschen darauf getrimmt sind Kohlenhydrate zu lieben. Viele von uns verzehren sie jedoch im Übermaß. Also wie das Wort bereits sagt, über das Maß hinaus und weitaus mehr als eigentlich an Energie benötigt wird. Die überflüssige Glukose wird in Form von Glykogen in Muskeln und Leber gespeichert und da dieser Speicher begrenzt ist, wird der Rest im Fettgewebe eingelagert. Und plötzlich passt die Hose nicht mehr. Ooops.

Der Einzug von Süßstoffen und Zuckeraustauschstoffen in unsere Ernährung

Nach der Industrialisierung von Rübenzucker, wurde Zucker für jedermann erschwinglich undIMG_7409[1] er fand als Haushaltszucker Eingang in die Ernährung einer breiten Bevölkerungsschicht.

Parallel traten Gesundheitsstörungen, wie Karies, Diabetes und Übergewicht auf. Also suchte die Wissenschaft nach einer Lösung zu diesem Problem und fand sie in Form von Süßstoffen.

Süßstoffe sind synthetisch hergestellt und haben keinen Energiewert (d.h. keinerlei Kalorien) und benötigen angeblich kein Insulin zur Verstoffwechslung. Sie beeinträchtigen also weder den Blutzuckerspiegel noch stellen sie eine Blockade für die Fettverbrennung dar.  Eine perfekte Erfindung für Diabetiker und Übergewichtige, sollte man meinen.IMG_7095[1]

Die Lebensmittelindustrie machte sich dies natürlich sofort zum Nutzen und brachte unzählige „zuckerfreie“ Produkte (ich vermeide hier den Begriff Lebensmittel) auf den Markt. Zuckerfreie Joghurts, Kaugummis, Diät-Cola, Bonbons etc.. Süßstoffe und oder Zuckeraustauschstoffe (haben anders als Süßstoffe einen geringen Energiewert) sind mittlerweile einzeln oder kombiniert beinahe fast allen Fertigprodukten und Nahrungsergänzungsmitteln zugefügt.

Meine persönliche Geschichte mit Süßstoffen bzw. Zuckeraustauschstoffen

Auch ich liebte meine kalte Cola-light an heißen Sommertagen oder meine zuckerfreien Kaugummis. Endlich den Geschmack von Süßem genießen ohne Angst haben zu müssen, dass es sich direkt auf den Hüften bemerkbar macht. Tolle Erfindung! Ich bildete mir regelrecht ein, dass es eine super Unterstützung für meine Abnehmversuche war. Obwohl, wenn wir mal ehrlich sind; keine künstliche Süße dieser Welt könnte wohl je den Geschmack von Zucker ersetzen.

Wie dem auch sei, meine immer wieder aufkommenden Darmprobleme sowie meine ab und an heftigen Heißhungerattacken führte ich nicht auf den Verzehr dieser Produkte zurück.

Jahrelang schlug ich mich mit diesen Problemen, die einen mehr oder minder starken Einfluss  der Lebensqualität darstellten, herum. War schlussendlich der Meinung an einem Reizdarmsyndrom zu leiden.

Jahre später, nach tausenden von Büchern, etlichen Selbstversuchen und durchforsten von Studien, kam ich zu dem Entschluss es müssen die Süßstoffe und oder die Zuckeraustauschstoffe sein. Nach und nach eliminierte ich Cola Light und Co aus meiner Ernährung. Es hat lange gedauert bis ich auch meinen geliebten Kaugummi aufgab, aber das Resultat zeigte mir, dass ich nichts Besseres hätte machen können.

Ich kann nur sagen, meine Darmprobleme haben sich reguliert. Heißhungerattacken sind verschwunden. Die Lebensqualität steigerte sich immens.

Die „Erfolgsgeschichte“ der Diätprodukte

Wenn wir uns die aktuellen Zahlen anschauen, hat die Erfindung von Süßstoffen auch nicht den Erfolg gebracht, den man sich seinerzeit erwünscht hätte.

Laut WHO (World Health Organisation) hat sich Adipositas (Fettleibigkeit) seit 1980 weltweit verdoppelt. In 2014 waren mehr als 1.9 Milliarden Erwachsene (18 Jahre und älter) übergewichtig. Davon waren 600 Millionen adipös.

Alleine in Deutschland sind zwei Drittel der Männer (67 %) und die Hälfte der Frauen (53 %) übergewichtig.

Aber woran liegt das, wenn diese Produkte doch kaum Kalorien haben und gleichzeitig in der Lage sind unsere Geschmacksnerven aufgrund der Süße zu befriedigen?

Beispiel: Durch Trinken einer Cola-light ist es zwar möglich den Durst zu löschen ohne zusätzliche Kalorien aufzunehmen, aber wir verarschen (excuse my french) dabei regelrecht unser Gehirn. Dieses erwartet nämlich in uralt vertrauter Weise beim Geschmackserlebnis „süß” einen Glukoseschub. Der jedoch bleibt aus. Bei mehrfachem Wiederholen, wird das Ausbleiben als Energiekrise gedeutet  und gibt das Signal, dass dringend Nahrung benötigt wird. Heißhunger entsteht und letztendlich nehmen wir mehr Kalorien zu uns als wir durch Diätprodukte einsparen. Die Theorie hinter den sogenannten Diätprodukten mag also plausibel sein, aber praktisch kann und will unser Gehirn auf Zucker einfach nicht verzichten.

Ein Buch diesbezüglich, welches einen großen Einfluss auf meine Sichtweise von Süßstoffen nahm, ist: „Das egoistische Gehirn“ von Prof. Achim Peters. [1]

Eine Studie am Menschen aus dem Jahre 2009 mit 6000 Probanden belegte, dass die Einnahme von lediglich einem Diät- Softdrink täglich eine wesentliche Erhöhung des Risikos für einen erhöhten Bauchumfang und einer Gewichtszunahme darstellt [2].

Bei einer Vergleichsstudie mit Ratten, gab man der einen Gruppe Joghurt mit Zucker, der anderen Joghurt mit Süßstoffen. Die Süßstoff Gruppe aß mehr und nahm zu [3].

Interessant, vor allem für Diabetiker, ist wohl die Publikation aus dem letzten Jahr. Künstliche Süßstoffe, die Diäten erleichtern und einem Diabetes vorbeugen sollen, hatten in tierexperimentellen Studien die gegenteilige Wirkung erzielt. Hier wurde  tatsächlich belegt,  dass Süßstoffe eine Störung der Darmflora und des Glukosestoffwechsel fördern [4].

Die Süßstoffliebhaber

Süßstoffe und Zuckeraustauschstoffe wurden in der Vergangenheit mit etlichen Krankheiten, u.a. auch der Förderung der Entstehung von Krebszellen verantwortlich gemacht. In etlichen Untersuchungen, sonst wären sie auch nicht auf dem Markt, wurde allerdings (bei üblichem Gebrauch) deren gesundheitliche Unbedenklichkeit bewiesen. Was hier den üblichen Gebrauch darstellt, keine Ahnung.

Fakt ist Aspartam und Co. befinden sich heutzutage in zig Produkten, vor allem in der Fitness- und Bodybuilding Branche sind sie sehr beliebt und in fast allen Eiweißpräparaten anzufinden.

Ich kenne etliche Athleten deren Haupteiweißquelle aus Eiweißpülverchen & Co. besteht und ich höre einige sich über Darmprobleme beklagen. Wer weiß, ob es tatsächlich am Eiweiß liegt oder eventuell doch an den zugesetzten Zuckeraustauschstoffen, die so einen Shake nach dem Training zum „Genuss“ machen…..

Ich denke, hier muss sich jeder selbst seine Meinung bilden oder wissen was seinem Körper gut tut. Schlussendlich macht wahrscheinlich die Dosis das Gift. Aber während sich die Wissenschaftler noch über Vor- und Nachteile dieser Erfindung streiten, weiß ich für mich, dass mein Körper mit chemisch-synthetisch hergestelltem Zuckerersatz nichts anzufangen weiß, denn er gibt mir eindeutige Signale. Ich habe gelernt meinem Körper zuzuhören anstatt ihn zu übergehen und die Kommunikation läuft prima. Ich gebe ihm was er braucht, halte energielosen Müll soweit wie möglich von ihm fern und im Gegenzug funktioniert er wunderbar. Dream-Team-Connection sozusagen!

Meine Alternativen

Wenn ich heute Lust auf etwas Süßes habe ersetze ich dies mit Früchten (frisch und getrocknet), dunkler Schokolade oder Honig, Zimt und Vanilleextrakt. Den einzigen Süßstoff den ich ab und an ausschließlich in Milchprodukten oder in Salatdressings (in allen anderen Lebensmitteln ist der Geschmack einfach nicht zumutbar) verwende ist „Stevia“. Der Ursprung von Stevia ist zwar rein pflanzlich, trotz alledem zählt er zu der Kategorie Süßstoffe. Aufgrunddessen versuche ich auch diesen Konsum so gering wie möglich zu halten.

Um die tägliche Proteinzufuhr zu unterstützen bzw. zu erleichtern, kann die zusätzliche Verwendung von Eiweißpulver tatsächlich eine Hilfe darstellen. Ich nehme es jedoch lediglich in neutraler Form, von einem für mich vertrauenswürdigen Hersteller, zu mir.

Generell heißt es immer wieder: Eat REAL Food!

Ich hoffe der Artikel hat Euch gefallen und Euch zumindest dazu verleitet bewusster mit diversen Diätprodukten umzugehen.

Wie sind Eure Erfahrungen mit Süßstoffen und Zuckeraustauschstoffen. Welche nehmt Ihr zu Euch?

Zum Abschluss und passend zum Thema hier ein „Gute Laune“-Video für Euch!

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Referenzen:

[1 Prof. Achim Peters  – „Das egoistische Gehirn“

[2] Nettleton JA1, Lutsey PL, et al. Diet soda intake and risk of incident metabolic syndrome and type 2 diabetes in the Multi-Ethnic Study of Atherosclerosis (MESA), Diabetes Care. 2009

[3] Swithers SE, Davidson TL.; A role for sweet taste: Calorie predictive relations in energy regulation by rats, Behav Neurosci. 2008 Feb

[4] Suez et al. , Artificial sweeteners induce glucose intolerance by altering the gut microbiota Nature (2014)

 

 

 

 

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